Von Märchen - Teil 2

Gestatten, mein Name ist Grimm, Jakob Grimm. Einige von euch kennen mich als einer der ersten, der versucht hat, die deutsche Sprache zu katalogisieren. Andere kennen mich als einen Menschen, der Geschichten aus dem Volksmund in Erfahrung gebracht und niedergeschrieben hat. In beiden Unternehmungen, die ich beide tatsächlich hinter mich gebracht habe, war mein Bruder Wilhelm dabei.

Nicht, dass Jakob Grimm jemals so etwas gesagt hätte. Wer weiß das schon - der gute Herr ist ja schon eine Weile lang tot.

Fakt ist aber, dass ich die Gebrüder Grimm besser als Märchensammler kenne denn als alles andere. Und gestern passierte etwas, das mir so noch nie passierte: Man erzählte mir ein Märchen. Eigentlich erzählte man mir eine Geschichte, eine echte, eine wahre, aber sie könnte ein Märchen sein. Sie enthält nichts fantastisches, nichts abstruses. Es ist nur die schöne Geschichte eines kleinen Mädchens. Die Geschichte ging in etwa so:

Es war ein Mal, vor gar nicht allzu langer Zeit, ein kleines Mädchen. Wie jeder weiß sind kleine Kinder von Zeit zu Zeit neugierig und stellen Fragen. Dazu gehören alle möglichen Fragen, ganz viele davon fangen mit "Warum" an. Kleine Kinder fragen dann so Dinge wie:

"Wer hat Gott erfunden?" oder "Warum ist der Himmel blau?" oder "Warum musste Oma gehen, und wann kommt sie wieder?"

Nicht alle Fragen haben angenehme Antworten, wie zum Beispiel die letzte dieser Fragen.
Nicht alle Fragen sind einfach zu beantworten, wie zum Beispiel die zweite dieser Fragen.
Nicht alle Fragen haben eine Antwort, wie zum Beispiel die erste dieser Fragen.

Nun passierte es eines Tages, dass das kleine Mädchen zu ihrem Vater ging und ihn fragte:

"Duhu, Papa, was habe ich eigentlich gemacht, bevor ich auf die Welt kam?" und er sah sie an und er lächelte, bevor er die Antwort gab. "Du warst ein Engel, du hast im Himmel die Sterne geputzt."

So war sich das kleine Mädchen von dann an über ihre Vergangenheit im Klaren. "Sternputzerin" nannte sie aber niemand. Bis zu der Zeit, viele Jahre später, als sie ihrem Freund davon erzählte.

Der war ganz angetan. Er freute sich sehr darüber, dass ihr Vater ihr eine so schöne Geschichte erzählt hatte, und er beschloss in dem Moment zwei Dinge.
Dass er diese Geschichte unbedingt niederschreiben müsse.
Und dass er seine Liebste von nun Sternenputzerin nennen würde.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Frei nach A.C.T.
The_Skywalker - 14. Mai, 18:49

1. Toll, dass es noch Väter gibt, die solche Antworten geben :-)

2. stelle ich gerade fest, dass der Satz "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute" einer der schönsten Sätze deutschen Kulturgutes ist. Muss ich das erklären? Ich finde nicht. Ich stelle es einfach fest!

Ich mag Märchen =)

waszum - 14. Mai, 20:11

Du musst das ganz und gar nicht erklären. Der Satz steht aus einem ganz bestimmten Grund dort - er gehört da hin. :)

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