Vom Finale

Es gibt manchmal Dinge, die man mehr genießt als andere. Es gibt gute und schlechte Tage, gutes und schlechtes Essen, gute und schlechte Flüge, gute und schlechte Filme. Im Nachhinein erlaubt man sich Urteile. Häufig sind diese sehr subjektiv geprägt, manchmal finden sich stichhaltige, objektive Elemente wieder. Tatsache bleibt, dass wir alles zu einem gewissen Grad bewerten, spätestens dann, wenn es vorbei ist.

Wenn in einem Film, einem Lied, einem Stück oder einer Serie ein Abschluss gefunden wird, nennt man das gelegentlich ein Finale.

Bisher gab es vier spezifische Instanzen von bemerkenswerten "Finales" (Finalen? Finalae? Finalata?).

1) Das Ende eines Filmes.
2) Das Ende eines Liedes.
3) Das Ende einer Staffel einer Serie.
4) Das Ende einer Rede.

In jedem dieser Fälle waren Film, Lied, Staffel und Rede allesamt toll. Insgesamt gäbe es in jedem Fall eine 2+, wenn nicht sogar bessere Noten, und das ist nicht alles. Am Ende wird dann irgendetwas gesagt, gesungen oder musiziert. Es wird mit Wort und Laut ... irgendetwas geformt. Irgendetwas, das so stark ist, dass es mich mitreißt. In nur Sekunden, Augenblicken, wird all das, was zu eben diesem Ende hinführt, zusammengefasst und in einem Wahnsinnstempo herausgelassen. Musik, Bild und Sprache stürmen auf einen ein und lassen einen den absoluten Höhepunkt des sich dem Ende zuneigenden Ereignisses kompakt, aber dennoch korrekt und ungekürzt, in aller Fülle erleben.

Das Gefühl, das dabei produziert wird, hat mich süchtig gemacht. Ich habe mir also die jeweiligen Finales isoliert angeschafft. Ich habe geschnitten, retuschiert, herumgespielt und isoliert. Und am Ende stelle ich fest, dass dieser Moment so nicht einzufangen ist.

Das Finale macht nur im vollen Kontext wirklich Sinn. Und das ist dann so ein Moment, wo ich vor der Genialität der Menschen, die sowas kreieren, den Hut ziehen muss.

Wenn in Coldplays Lied "Fix You" die letzten zehn Sekunden mich nur dann in Gänsehaut stürzen, wenn ich das ganze Lied höre, oder wenn ich den Tod von Teri Bauer aus der ersten Staffel von 24 nur dann als grauenerregend und persönlich verletzend empfinde, wenn ich vorher die ganze Staffel gesehen habe, dann war ein Genie am Werk. Wer eine Sache erschafft, die in sich einen so großartigen Moment enthält, dass er mich süchtig macht, und es dennoch schafft, diesen großartigen Moment so zu erschaffen, dass er nur dann so großartig ist, wenn er in seinem Gesamtbild vorgefunden wird, verdient Anerkennung.

Wenn man für eine verhältnismäßig lange Zeit ein Hoch nach dem anderen jagt, Achterbahn fährt, Marathon läuft und dann am Ende mit der ultimativen Summe aller dabei gesammelten Emotionen belohnt wird, dann weiß man genau: Das war sehr klug investierte Zeit.
Miss Whatever (Gast) - 19. Nov, 22:00

Dem ist nichts hinzuzufügen... Außer vielleicht, wie schön es ist, dass man manchmal sogar im grauen Alltag mit anderen zusammen so ein Kunstwerk erschaffen kann, das Gänsehaut erzeugt und nach Rewind and Play schreit. Ach ja, Achterbahn fahren ist so toll =)!

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