Hachja, der gute Bill. Bill ist manchmal eine Abkürzung für William. In diesem Fall geht es, zumindest einleitungstechnisch, um einen der wohl berühmten Bills aller Zeiten: William Shakespeare.
Ich als Theaterschauspiellaie werde immer öfter mit Shakespeare konfrontiert, und in dem Stück, das wir aktuell proben, sagt die weibliche Hauptrolle gegen Ende
And so shines a good deed in a naughty world.
So scheint eine gute Tat in einer schlechten Welt. An das Zitat musste ich heute denken. Wenn man einen Beruf im Dienstleistungssektor hat und morgens um halb vier dafür aufstehen muss, kann man nicht anders als grantig oder müde sein, wenn man so ein Lang- und Gerneschläfer ist wie ich. Heute war ich eher müde als grantig.
Heute war allerdings ein besonderer Tag. Heute war nämlich die zweite Schicht hintereinander, in der wir zwar nur zu dritt waren und die Arbeit vierer machen mussten/sollten und zum selben Zeitpunkt nicht von Kundschaft überrannt wurden. Es arbeitete sich richtig angenehm. Die neue Chefin ist locker, gesprächig aber nicht tratschend, arbeitet fix und so weiter und so weiter. Dazu meine Lieblingsazubine, die demnächst mit bestandener Abschlussprüfung zur Vollzeitangestellten übernommen wird, die ebenfalls eine sehr arbeitsame Person ist.
Das Fazit ist, dass sich, auch mit Unterbesetzung, gut arbeiten lässt, wenn nicht alle um einen herum eine Motzfresse ziehen. Einfach ein freundlicher Umgang mit einander macht die gesamte Schicht so angenehm, dass es sich anfühlt wie zwei Stunden Arbeit anstelle von fünf oder sechs. Das Resultat ist, dass man ganz automatisch freundlicher ist, ganz allgemein, was die Kunden freundlicher Stimmt, was wiederum einen selbst motiviert.
Der umgepolte Teufelskreis ist also dabei, meine Entscheidung, dass ich kündigen will, sobald ich eine neue Arbeitsstelle gefunden habe, zu revidieren. Bei all den, mit Verlaub, beschissenen Schichten und dem furchtbaren Arbeitsklima der letzten Monate (seit Weihnachten quasi) war eine Kündigung das einzig sinnvolle. Nun bin ich mir da nicht sicher. Ein wenig Freundlichkeit hier und da und schon sieht die Welt wieder ganz anders aus. Wenn das nun noch zum Trend werden könnte, wäre ich ganz entzückt. Vielleicht bleibe ich dann noch ein Jahr dort, wer weiß?
Ich habe über das Wochenende, das heute seinem Ende zugeht, zwei der besten Freundinnen meiner Liebsten kennen gelernt. Bei all den Dingen, die man so besprechen kann, landet man bei drei Sprachwissenschaftlern und Menschen, die einerseits aus verschiedenen Regionen kommen und dazu noch in verschiedenen Regionen studieren immer wieder auf das Thema Sprache.
Eine meiner ersten Beobachtungen war, dass die eine Freundin völlig natürlich den Genitiv absolut korrekt verwendete. So wurde das Thema schnell angerissen und immer wieder aufgegriffen, und man kann es ja in so vielen Facetten ausdiskutieren. Da merke ich dann, dass ich wirklich gern Linguist bin. Ich in in meiner Studienrichtung auf dem korrekten Pfad, weil ich durchaus der Meinung bin, dass ich mich damit länger befassen könnte, in welcher Richtung auch immer.
An dieser Stelle muss ich dann Dank aussprechen an all diejenigen, die mich sprachlich so erzogen haben, dass ich tatsächlich Wert darauf lege, was ich so sage, wie ich es sage und was da noch so alles hintersteckt. An all die Lehrkräfte, die nicht im Gossendialekt unterrichten und an meine Eltern, die an meiner Sprachentwicklung am aller maßgeblichsten beteiligt waren.
Vor vielen, vielen Jahren, ich bin nichtmal sicher, wie das zustande kam (ich werde von daher ein wenig Recherche betreiben und die Geschichte irgendwann fortführen), kaufte sich mein Vater eine Akustik-Konzertgitarre. Ein recht einfaches Modell, Nylonsaiten, weder extravagant noch schick noch außergewöhnlich. Wichtig ist nur, dass sie Musik macht, sofern man denn kann.
Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht sehr viel musikalisches Talent aufweise. Oder sagen wir so, ich habe es nie ausgelebt, wenn es denn da war. Wennfallsob. Ich habe in der Grundschule die Blockflöte gespielt und fand es blöd - ansonsten habe ich nie wieder ein Instrument erlernt.
Nun aber ist es so weit: Am 8.4. räuberte ich die Gitarre meines Vaters von ihrem staubigen Platz auf dem Speicher meiner Patentante und seit dem 9.4. lerne ich nun das Spielen auf der Gitarre. Ich bin noch nicht sehr weit, und ich habe noch viel zu lernen. Aber es ist schön, das ganze angefangen zu haben - denn es macht sehr, sehr viel Spaß. Ich werde weiter darüber berichten.
An alle, die Spanisch können: Mir ist egal, ob im Titel das "soy" nun korrekt ist oder ob "estoy" die richtige Wahl gewesen wäre. Es geht ja um die Geschichte, non?
Wenn man ganz, ganz schrecklich verliebt ist (so wie ich) und sich größte Mühe gibt, seiner besseren Hälfte alles zu geben, was man geben kann, weil man ganz, ganz furchtbar schrecklich verliebt ist (so wie ich) um auch unbedingt zu vermitteln, wie furchtbar schrecklich man verliebt ist, läuft man Gefahr, seine Freunde zu vernachlässigen.
Seit der "Schatz, deine Lasagne ist so phantastisch"-Katastrophe (bei Bedarf nachfragen!) bin ich ein Mensch, der Wir-Pärchen nicht ausstehen kann. Von daher stehe ich eigentlich auf der sicheren Seite. ABER:
Gefahr laufe auch ich. Von daher bin ich für den gelegentlichen Fingerzeig durchaus empfänglich. Nochmals ABER:
Wenn sich jetzt ernsthaft jemand darüber beschwert, dass ich mir eine Woche Zeit genommen habe, um mich mit meiner Freundin zu beschäftigen, weil ich sie demnächst eine Weile gar nicht mehr sehe, dann rappelt es im Karton. Aber gewaltig.
Gestatten, mein Name ist Grimm, Jakob Grimm. Einige von euch kennen mich als einer der ersten, der versucht hat, die deutsche Sprache zu katalogisieren. Andere kennen mich als einen Menschen, der Geschichten aus dem Volksmund in Erfahrung gebracht und niedergeschrieben hat. In beiden Unternehmungen, die ich beide tatsächlich hinter mich gebracht habe, war mein Bruder Wilhelm dabei.
Nicht, dass Jakob Grimm jemals so etwas gesagt hätte. Wer weiß das schon - der gute Herr ist ja schon eine Weile lang tot.
Fakt ist aber, dass ich die Gebrüder Grimm besser als Märchensammler kenne denn als alles andere. Und gestern passierte etwas, das mir so noch nie passierte: Man erzählte mir ein Märchen. Eigentlich erzählte man mir eine Geschichte, eine echte, eine wahre, aber sie könnte ein Märchen sein. Sie enthält nichts fantastisches, nichts abstruses. Es ist nur die schöne Geschichte eines kleinen Mädchens. Die Geschichte ging in etwa so:
Es war ein Mal, vor gar nicht allzu langer Zeit, ein kleines Mädchen. Wie jeder weiß sind kleine Kinder von Zeit zu Zeit neugierig und stellen Fragen. Dazu gehören alle möglichen Fragen, ganz viele davon fangen mit "Warum" an. Kleine Kinder fragen dann so Dinge wie:
"Wer hat Gott erfunden?" oder "Warum ist der Himmel blau?" oder "Warum musste Oma gehen, und wann kommt sie wieder?"
Nicht alle Fragen haben angenehme Antworten, wie zum Beispiel die letzte dieser Fragen.
Nicht alle Fragen sind einfach zu beantworten, wie zum Beispiel die zweite dieser Fragen.
Nicht alle Fragen haben eine Antwort, wie zum Beispiel die erste dieser Fragen.
Nun passierte es eines Tages, dass das kleine Mädchen zu ihrem Vater ging und ihn fragte:
"Duhu, Papa, was habe ich eigentlich gemacht, bevor ich auf die Welt kam?" und er sah sie an und er lächelte, bevor er die Antwort gab. "Du warst ein Engel, du hast im Himmel die Sterne geputzt."
So war sich das kleine Mädchen von dann an über ihre Vergangenheit im Klaren. "Sternputzerin" nannte sie aber niemand. Bis zu der Zeit, viele Jahre später, als sie ihrem Freund davon erzählte.
Der war ganz angetan. Er freute sich sehr darüber, dass ihr Vater ihr eine so schöne Geschichte erzählt hatte, und er beschloss in dem Moment zwei Dinge.
Dass er diese Geschichte unbedingt niederschreiben müsse.
Und dass er seine Liebste von nun Sternenputzerin nennen würde.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Frei nach A.C.T.
Heute saß ich im Zug. Warum, das ist eine komplizierte Geschichte, aber da ich hier keine Namen nennen will und werde, akzeptiert ihr besser einfach: Ich saß im Zug. Ich fuhr zurück nach Hause, an meinen Studienort, und wie das mit Leuten wie mir so ist - ich schlief ein.
Ich wachte von einem leichten Knall auf und hielt es für das schließen der Türen des Zuges - und hatte Recht. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, also wartete ich die nächste Haltestellenansage ab. Der Ortsname war etwa so aussagekräftig wie Hintertupfingen oder Unterbrückentalweilerdorfshausen. Also hatte ich keine Ahnung, wo ich war - natürlich zu weit gefahren. Allerdings nur eine Haltestelle.
Ich stieg also aus, fand heraus, dass der nächste Zug in die andere Richtung in nur zehn Minuten kommen sollte und wartete. Da kam plötzlich ein Bahnangestellter zu mir und fragte, ob ich Englisch spräche - und schwuppdiwupp war ich in ein angeregtes Gespräch mit einer australischen Sprachlehrerin aus Köln verwickelt. War sehr spannend, sehr unterhaltsam und definitiv keine vertane Zeit.
Neulich schaute ich mit einer Freundin zusammen die Pilotfolge von Akte X. In dieser Folge ist irgendwann alles weiß, woraufhin Agent Mulder das Mietauto verlässt und wie ein gebissener Affe herumjodelt, dass er und seine Kollegin gerade neun Minuten verloren hätten.
"Nine minutes. I looked at my watch just before the flash. It was 9:03, it just turned 9:13 Look, look. Oh yes! Abductees, people that have made UFO sightings, they've reported unexplained time loss."
Ganz so sehr am Rad drehe ich (noch) nicht, aber mein Teilzeitjob (was ja jetzt "Geringfügige Beschäftigung" oder "Minijob" heißt.... super!) zwingt mich gelegentlich zu Frühschichten, d.h. ich stehe morgens um halb vier auf. Ja, 3:30. Morgens.
In Vorbereitung darauf lege ich mich meist am Tag davor so gegen 20 Uhr ins Bett. In Vorbereitung darauf wiederum schlafe ich die Nacht DAVOR sehr wenig.
Mal als konkretes Beispiel: Am vergangenen Dienstag habe ich mich spät ins Bett gelegt und am Mittwoch bin ich früh aufgestanden. So fünf Stunden schlaf. Dann war ich zwar Mittwoch verklatscht, aber dafür konnte ich früh schlafen gehen. So konnte ich am Donnerstag früh genug aufstehen und hatte genug geschlafen, um den Arbeitstag und den Uni-Tag zu bestreiten.
Problem? Das verklatschte.
Den gesamten Mittwoch über war ich mir 100%ig sicher, dass Donnerstag sei. Ich bin fast ständig an mein Telefon gegangen, um das Datum zu überprüfen. Stünde da nicht der Wochentag...
Ferner habe ich mich am Donnerstag (so er denn auch der Donnerstag war) nach der Arbeit, vor der Uni, nochmal für eine Weile hingelegt und bin eingeschlafen. War so geplant. Allerdings wachte ich irgendwann auf und ich wusste genau: Du hast verpennt. Ich warf also (ich übertreibe nicht!) die Decke vom Bett und sprang auf den Fußboden, wirbelte etwa zwei Mal herum auf der Suche nach einer Uhr.
Nachdem ich dann auf die Uhr sah, las ich die Uhrzeit ab und suchte meine Sachen für die Uni zusammen, rannte fast in die Tür hinein auf dem Weg in den Flur, als mir der Gedanke durch den Kopf saust: "Ich hab doch noch ne Stunde.... Waszumteufel?!?!"
Von wegen verlorene Zeit. Aber es fühlt(e) sich so an. Ich hasse solche Verplantheit. Narf.
Vor einiger Zeit, vielleicht ist es schon ein Jahr her, kam ein guter Freund, mit dem ich schon seit Ewigkeiten befreundet bin, zu mir und sagte, er lese gerade die Ender-Serie von Orson Scott Card. Der Name klang blöd, der Titel klang blöd, aber es war eine Empfehlung und ich fragte nach Inhalten. Er erzählte mir von einer geeinigten Welt im Krieg gegen Außerirdische auf der die klügsten Kinder aus ihren Familien gezerrt werden um die besten Militärstrategen aller Zeiten zu werden. Das ist stark simplifiziert und wird der ganzen Sache eigentlich nicht gerecht. Aber die meisten von euch kennen die Bücher nicht, und daher belasse ich es dabei.
Ich schrieb mal etwas über Märchen, über die perfekte Geschichte.
Nun habe ich die Ender-Saga und die dazu passende Shadow-Saga gelesen, ebenfalls von Orson Scott Card. Jeweils vier Bücher: Ender's Game, Speaker for the Dead, Xenocide, Children of the Mind und Ender's Shadow, Shadow of the Hegemon, Shadow Puppets, Shadow of the Giant.
Card hat etwas gemacht, das ich bisher nur aus den Harry Potter-Büchern von J.K. Rowling kenne. Rowling hat mit Harry Potter eine für mich glaubwürdige Figur entwickelt. Eine Figur mit allen menschlichen Emotionen, die im Laufe des Erwachsenwerdens vorzufinden sind und die am Ende zwar immer wieder ein Held ist, aber kein Märchenprinz.
Alle Macken, alle Fehler, alle großartigen Errungenschaften und Tugenden eines Charakters, einer Figur, eines Menschen - kurz gesagt, die Dinge, die ihn definieren als das, was er ist, oder, noch besser, wer er ist und was ihn von allen anderen Menschen unterscheidet - wer kann behaupten, dies alles jemals von sich selbst gewusst und gekannt zu haben?
Rowling hat mit Harry Potter eine solche Figur kreiert. Auch, wenn Harrys spezielle Geschichte noch nicht fertig ist, glaube ich, behaupten zu können:
Card war besser. In jedem einzelnen Buch geht es um so viele Figuren, und alle sind glaubwürdig. Keiner wirkt wie ein Anhang, jeder ist wichtig.
Einfach literaturtechnisch hat Card Charakterarbeit geleistet, die ich nur applaudieren kann und unbedingt weiterempfehle.
Viel wichtiger ist aber folgendes: Er hat mich Dinge gelehrt. Card bringt in seine Arbeit Dinge ein, die mich geprägt haben. Vorstellungen von Dingen, die nicht beschreibbar sind, die mir aber Ideen gegeben haben, die ich nun als für mich gültig bezeichnen möchte. Einige davon werdet ihr hier widerfinden können, irgendwann in der Zukunft.
Prädikat: Besonders wertvoll.
Es geht nicht um dich. Es geht auch nicht um mich. Es geht um niemanden speziell. Es geht um alle. Alle, verdammt noch eins, alle!
Man sagt ja, Worte seien nur Schall und Rauch.
Ich frage mich, und euch, an dieser Stelle: Warum eigentlich? Warum sind Worte so wertlos?
Warum fragt man in den Vereinigten Staaten fast an jeder Stelle "how are you?" ohne ein tatsächliches Interesse daran zu haben, wie es einem geht, wenn die Höflichkeit durch ein freundliches Lächeln oder einen Handschlag genau so ausgedrückt werden kann? Es hat die Frage praktisch wertlos gemacht.
Warum sagt man im Deutschen "Auf Wiedersehen", ob man sich nun wiedersieht oder nicht?
Warum wünschen Sportler einander einen Fairen Wettstreit, nur um dann gedopt erwischt zu werden?
Man fängt an, mit Phrasen um sich zu schmeißen, die in völliger Redundanz untergehen, weil sie von allen als leer empfunden werden. Man sagt in völlig automatisierten Verfahren "tut mir leid", wenn es überhaupt nicht stimmt. Man wünscht sonstwem einen schönen Tag, obwohl es einen nicht das geringste Bisschen interessiert, ob es über dieser Person nun regnet oder nicht.
Höflichkeit ist schön und gut. Ich mag höflich sein, ich mag höflich behandelt werden.
ABER.
Das alles bringt eine Mentalität an den Tag, die ich zum kotzen finde. Weil das Resultat ist, dass ich Dinge sagen kann wie "du störst nicht" oder "ist schon okay", die dann aber nicht ernst genommen werden. "Das meinst du doch bestimmt nicht so!" - DOCH, sonst würde ich es nicht sagen. Nicht alles hat eine versteckte Botschaft oder einen ironischen Unterton. Nicht alles ist scherzhaft gemeint.
Wenn ich sage: "Ich habe keinen Hunger!", dann habe ich keinen Hunger.
Wenn ich sage: "Du nervst!", dann nervst du mich.
Wenn ich sage: "Ich bin nicht böse!", dann bin ich das auch nicht.
Nur weil manch einer nichts mehr meint, obwohl er es sagt, heißt das noch lange nicht, dass das auch auf mich zutrifft.
Ein Mal nachfragen, ob ich das denn ernst meine oder wie ich es meine ist okay. Zwei Mal auch. Aber irgendwann reicht es mir. Das, was ich sage, sage ich, weil ich es sagen möchte, und nicht, weil ich etwas anderes sagen möchte.
Wenn ich Spaß mache, grinse ich. Verstanden?