Wie ich
bereits einmal berichtete, merke ich nicht immer alles direkt.
Ich schrieb ja
kürzlich schon, dass ich die Hosen voll hätte - das ist auch eine wahre Aussage gewesen. Allerdings hatte ich keine Ahnung, wie schlimm es eigentlich war.
Ich meine, betrachten wir es mal ganz, ganz nüchtern. Derjenige, der keinen Frieden kennt, weiß den Krieg nicht wirklich zu fürchten.
Wer nie geliebt wurde und liebte, leidet in der Einsamkeit nicht so sehr wie jemand, der erstere Dinge genießen durfte.
Wenn man noch nie sehen konnte, vermisst man Farben nicht.
Das gilt aber nicht nur für generelle Zustände. Wer lange, lange Zeit unter Spannung steht, der weiß gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, entspannt zu sein. Der weiß auch nicht wirklich, wie dreckig es ihm eigentlich geht. Man mag sich unwohl fühlen, aber ein akkurates Bild davon hat man nicht.
Wow, Leute, wow. Nachdem die schriftliche Prüfung nun endlich geschrieben wurde und nur noch die mündliche bevorsteht, ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Eigentlich ist mir überall ein Stein von heruntergefallen, wo einer hätte sein können.
Ich konnte mich endlich mal wieder fallen lassen. Ohne Schuldgefühle meine Gedanken wandern lassen. Meine Liebste hat mich massiert, dabei konnte ich total abschalten und genießen. So gut, so locker und so entspannt habe ich mich schon sehr, sehr lange nicht mehr gefühlt.
Klar, die Katze ist noch nicht im Sack. Aber immerhin kann ich wieder - metaphorisch - ungehindert atmen. Die Hirnblockade gibt es nicht mehr. Ich bin nicht sicher, ob ich mir in diesem Moment sonst etwas wünschen könnte.
In meinem Leben wurde ich schon häufiger geprüft, auf verschiedene Dinge. Nie hatte ich Angst davor. Dazu zählen meine Abiturprüfungen, die Führerscheinprüfung, die Prüfung beim Sportarzt auf Eignung für Judo-Wettkämpfe und was weiß ich sonst noch so.
Keine Angst? Ja, keine Angst. Das liegt allerdings nicht daran, dass ich nie Grund zur Sorge gehabt hätte. Ich war z.B. kein guter Fahrschüler, das weiß ich, das wusste mein Fahrlehrer, und das hat mir auch der Prüfer gesagt. Angst hatte ich trotzdem keine.
Auch die bevorstehende Zwischenprüfung an der Uni bereitet mir keine Sorgen. Aber Latein.
Die Prüfung ist sehr bald. Die Schriftliche. Die Mündliche auch. Und ich habe so dermaßen Bammel. Das wurde mir eigentlich erst gestern Nacht klar, oder heute Morgen oder so, jedenfalls erst kürzlich. Nun sitze ich hier und mache mir tausend Mal Gedanken, dass ich ja nicht weiß und bloß versagen werde, und und und und. Und ich werde es nicht los. Ich habe morgen noch ein Mal meinen Kurs, dann ist Sense. Dann heißt es hopp oder topp. Klar, ich kann den Kurs und die Prüfung wiederholen, aber darauf wollte ich nicht zurückgreifen. Will ich auch jetzt nicht. Und, das lege ich jetzt mal ganz kackfrech fest: Werde ich auch nicht.
Latein kann mich nämlich mal kreuzweise. Ich beende diesen Schrott. In zwei Wochen ist alles vorbei, dann habe ich meinen Frieden.
Ich bin so müde, Leute. So müde... Als ich gestern, total übermüdet, aufstand, um meinem Lateinkurs beizuwohnen, dachte ich mir schon, dass der Tag lang würde. Ich hatte keine Ahnung.
Latein war ohne Überraschungen und Aufregungen. Dann aber bin ich in meine Wohnung zurückgefahren. Als ich von dort aus wieder los wollte, sah ich einen Umzugswagen, der ein Bisschen... unstetig fuhr. Schön und gut, kann ja passieren. Leider sah das ein alter Mann mit Hut in seinem großen Benz nicht so gern. Der alte Mann hupte also wie ein Irrer (oder ein Toter, der mit dem Kopf auf die Hupe geklatscht ist), schert dann sowas von radikal in die linke Fahrspur aus (immernoch hupend), überholt den Umzugswagen und versucht, ihn VON DER FAHRBAHN ZU DRÄNGEN!!!! So nach dem Motto "sooo, Freundchen, wir unterhalten uns jetzt mal über die korrekte Autofahrweise". Mir sind vor Unverständnis fast die Socken in den Streik getreten.
Ich lache da auch jetzt noch nicht drüber. Erstens waren der Umzugswagen und der Mercedes nicht die einzigen Autos auf der Straße, ganz im Gegenteil, es war rappelvoll. Und wie der alte Mann ausgeschert ist, war im besten Fall lebensgefährlich, im schlimmsten Fall ein Mordversuch für alle in seinem Umfeld.
Leider war der Tag damit nicht vorbei. Es ist so viel Schrott passiert. Ein Freund von mir hatte einen Umzugswagen vom Studentenwerk gemietet. Die übergaben den Wagen wie folgt: ES FUNKTIONIERTE KEIN LICHT!!!! Eine Abblendlampe, die vorderen Blinker und die Standlichter funktionierten. Sonst nichts. Und ja, das heißt: Keine Bremslichter, keine Blinker hinten, keine gottverdammte Nebelschlussleuchte. Und natürlich sagt die gute Dame, die jenem Freund von mir den Wagen übergab, das sei was kleines, kann man ruck-zuck in jeder Werkstatt reparieren. Da er nicht warten wollte, sagte er "gut, lasse ich machen" und die Dame sagte "gut, wir zahlen das zurück!"
Ja, Pustekuchen. Bis wir dann von einer Tankstelle zur Großwerkstatt zum Autohändler selbst gefahren waren und dort den Notdienstmenschen aus seiner Wohnung gerissen hatten, waren mit Sicherheit anderthalb, zwei Stunden vergangen. Der hat dann nochmal etwa eine Stunde lang mit Lesegeräten, Fahrgestellnummern und vielen, vielen Ordnern Problemanalyse betrieben, bis er dann ein längliches Plastikteil abzog und, jetzt kommt es, EINE SCHRAUBE (!!!!!) festzieht. Schwuppdiwupp, es funktionierten ALLE Lichter hinten wieder. Das eine Abblendlampe musste ausgetauscht werden, aber immerhin hatten wir dann ein verkehrstüchtiges Fahrzeug.
Das also war ein Ausschnitt von gestern. Ausschnitt. Da gab es noch so viel mehr... Und ja, ich bin so.... müde.
Nachdem eine liebe Freundin bei meinem letzten Blogeintrag zur Gitarre
linguistische Klugscheisserei beisteuerte, ist der Titel ein wenig abgewandelt.
Ich habe mit der Gitarre nicht so viel getan, muss ich zu meiner Scham zugeben. Sie steht als neues Hobby halt doch eher im Hintergrund. Fakt ist, dass ich nach wie vor keine Lieder aus einem Liederbuch einfach mal so spielen könnte - dafür bin ich noch viel zu langsam.
Aber... Ich griff heute, einfach mal so, zur Gitarre, und spielte ein paar Akkorde. Verschiedene. Alle korrekt. Halten wir also fest: Was ich gelernt habe, das ist auch noch präsent. Ich kenne die Akkorde, ich weiß, wie sie heißen, ich kann sie korrekt greifen, und zwar blind, und sogar der verfluchte F-Dur-Akkord mit dem kleinen Barrée klingt, wie er klingen soll.
Ich bin zwar langsam, aber es ist etwas hängen geblieben. Vielleicht wird das ja schon früher was, als ich so dachte.
Deutschland hat keine Verfassung. Deutschland hat ein Grundgesetz. Ich habe das mal im Gemeinschaftskundeunterricht genauer untersuchen dürfen, allerdings ging es uns eher um die Präambel. Wenn man darin allerdings ein Bisschen herumblättert, findet man Artikel wie z.B.
Artikel 22
[Bundesflagge]
Die Bundesflagge ist schwarz-rot-gold.
Klingt überflüssig. Ist es aber in meinen Augen nicht. Sonst könnte ja jeder Depp mit einem sonstwie aussehenden Entwurf daherkommen - manche Sachen gehören in Stein gehauen. So debattierte man einst (und tut es wahrscheinlich immer noch), ob ein Grundgesetzartikel von Nöten ist, in dem steht, dass Deutsch die Amtssprache Deutschlands ist. Ist sie nämlich nicht - nicht grundgesetzlich, jedenfalls.
Was mir aber damals unter die Augen kam, aber von mir total ignoriert wurde, war etwas, das schon in der Verfassung der Weimarer Republik stand und für das Grundgesetz übernommen wurde:
Artikel 139 aus der Deutschen Verfassung vom 11. August 1919 (Weimarer Verfassung)
[Schutz von Sonn- und Feiertagen]
Der Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage bleiben als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung gesetzlich geschützt.
Heute fällt mir das zum ersten Mal wieder auf. Heute ist nämlich der erste Sonntag, an dem ich die Beine zurücklegen kann und tatsächlich nichts zu tun habe. Das liegt daran, dass ich nicht mehr in einem Betrieb arbeite, der eine Sondergenehmigung für den Sonntag hat. Es tut mir in der Seele weh für all diejenigen, die im Transportgewerbe oder im Servicebereich arbeiten oder aus sonst einem Grund am Sonntag nicht zu ihrer ihnen im Grundgesetz zugesicherten Arbeitsruhe und seelischen Erhebung kommen. Aber ich bin viel, viel glücklicher darüber, dass ich davon kein Teil mehr sein muss.
Deutschland schützt den Sonntag - mit Recht. Das tut nämlich gut. Der Sonntag sollte auch weiterhin geschützt bleiben. Ich liebe Sonntage. Freie Tage. Entspannende Tage. Herrlich.
Tja... Wer mich kennt, weiß, dass der Alkohol so ne Sache bei mir ist.
Es gibt Lieder darüber, die meist Klamauk sind oder zumindest lustig gemeint sind, so zum Beispiel Karl Dalls "Heute Schütte Ich Mich Zu", "Saufen, Saufen, Saufen" von Die Schröders oder "Alkohol" von Herbert Grönemeyer. Leider ist das ganze gar kein so witziges Thema.
Ich trinke nicht oft und ich trinke nicht regelmäßig. Klar, wenn ich mal in einer Woche häufig feiern gehe, trinke ich auch entsprechend oft. Und wenn ich trinke, trinke ich meist auch viel.
Aber: Ich trinke niemals allein. Ich trinke niemals aus Frust.
Letzteres habe ich schon ein Mal getan - aus Enttäuschung getrunken. Es war katastrophal und wird niemals wieder vorkommen.
Manchmal habe ich allerdings das Gefühl, als sei der Alkohol etwas, das mir inne liegt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass Alkohol ja so eine einfache Lösung wäre. Ist er natürlich nicht, aber es fühlt sich manchmal so an. Wenn ich gefrustet bin oder nicht weiter weiß.
Und wenn ich mich dann so umschaue und meine Familie betrachte, dann weiß ich ganz genau, woher das kommt. Affinität für Alkohol ist definitiv vererbbar. Nicht zwingend biologisch, aber ich bin mir ganz sicher, genau zu wissen, woher das kommt.
Ein bisschen macht mir das alles Angst. Und ein bisschen bin ich froh, dass ich da eine gewisse Erkenntnis erlangt habe, die mir dabei hilft, dumme, dumme Fehler zu vermeiden und den "da greife ich dann mal zur Flasche"-Gedanken direkt im Keim zu ersticken, wenn er kommt.
Trinken? Gerne. Auch viel. Aber niemals allein. Und niemals regelmäßig. Jetzt muss ich das nur noch so tapfer durchziehen wie meine Entscheidung aus der frühen Gymnasiumszeit, in meinem Leben niemals zu rauchen. Egal was. Das hat bisher auch wunderbar geklappt, und das ist bestimmt schon zehn Jahre her.
Meine Mitbewohnerin zieht aus. Nur temporär, da sie ein halbes Jahr nach Costa Rica (oder Puerto Rico? Ich bin mir nicht mehr sicher... Irgendwas reiches, spanisch-sprachiges...) geht, für ein Praktikum in irgendwas. Heute, so gegen Zwölf, ging es dann los mit der Packerei. Das habe ich dadurch gemerkt, dass es plötzlich alle paar Minuten unglaublich laut wird.
Wenn man umzieht, werden Sachen durch die Gegend geworfen, wenn man sie nicht mehr braucht, umgeschmissen, wenn man nicht aufpasst, eingepackt, wenn sie bewahrt werden sollen. Die Kisten werden dann durch die Gegend geschleppt, gezogen/gezerrt, geschoben oder sonstiges - das kann laut werden. Manchmal auch das vereinzelte "Uiii, das suche ich ja schon seit EWIGKEITEN!" trägt zum Lärm bei.
Nicht, dass das jetzt stören würde. Wer sich im Wohnraum um 12 Uhr von sporadischem Packlärm belästigt fühlt, ist wahrscheinlich hypersensibel. Ganz im Gegenteil, ich bin über die Situation relativ froh. Meine Mitbewohnerin kommt nämlich zurück. Das heißt, dass die Möbel und die gesamte Einrichtung bleiben, wo sie sind.
Das wiederum heißt, dass unsere Zwischenmieterin (die schon ausgewählt ist) außer Kisten/Koffer keinerlei Packlärm veranstalten wird. Keine Nägel. Keine Bohrer. Kein Fluchen, weil das Regal schon wieder schief steht.
Wer mal in einem Wohnheim oder einem Wohnsilo gewohnt hat, weiß, was ich meine. Harmloser als hier geht es wohl kaum.
Ich bin heute mit meiner Liebsten die Gegend geirrt, auf der Suche nach Gütern. Als das vorbei war, brachte ich sie zu ihr und ging dann selber nach Hause. Auf dem Weg von ihr zu mir läuft man durch die Fußgängerzone, und da sah ich dann eine Menge an Straßenkünstlern, wie ich sie noch nie gesehen hatte.
Musikantengruppen, Lebende Statuen, Portraitzeichner und wie sie nicht alle heißen. Dann einige, die ich noch nicht kannte, so zum Beispiel der
Glasmusikant (nicht dieser, sondern ein solcher) oder die junge Dame, die über einen Satz Flöten jeweils einen Ballon gestülpt hatte, und die Flöten per Ballon-quetschen zum spielen brachte. Wie das heißt - keine Ahnung, ich habe leider auch kein Bild davon finden können.
Was mich allerdings immer wieder an diesen Leuten stört, mal davon abgesehen, dass sie häufig eine Menge Krach machen, der nicht von allen als angenehm empfunden wird, ist die Tatsache, dass sie dies scheinbar tun
müssen, weil sonst nirgendwo Geld herkommt. Ich stelle mir das arg bitter vor. So witzig oder faszinierend das manchmal auch sein mag, komme ich manchmal nicht umhin, diese Leute ein wenig zu bedauern.
Ganz wichtig ist mir vor allem, dass ich nicht mal genau so ende. Im Grunde genommen sind diese Leute nämlich kaum besser als der durchschnittliche Bettler, nur dass sie halt musizieren oder malen anstatt einen anzusprechen. Das heißt keinesfalls, dass diese Leute sich zum Teufel scheren sollen. Das heißt viel mehr, dass ich es schade finde, dass sie in dieser Situation sind. Und dass ich wahrscheinlich vor nichts mehr Angst habe, als selber mal so zu enden.