Dienstag, 6. Februar 2007

Vom Phön

Wer sich jetzt den Titel ansieht und denkt, ich spräche vom Haartrockner der Marke AEG (nämlich Fön) oder dem heißen Wind, der mal in gewissen Erdteilen weht (nämlich Föhn), der irrt. Ich meine in der Tat das Phön. Was ist ein Phön? Tja, meine Lieben, lasst mich etwas ausholen. Gargamel hasste die Schlümpfe ja schonmal sehr, und nun hasst er sie wieder. Und WIE er die Schlümpfe hasst!

Ich kann mitunter zwei Dinge nicht ausstehen, und sie gehen oft Hand in Hand einher. Erstens: Generalisierungen, Verallgemeinerungen, Schubladensysteme und Kategorisierungen von Menschen. Zweitens: Klischees.
Wenn ich den Spruch "jaja, MÄNNER" nur höre, will ich direkt jemandem einen Zahn ziehen - weil er mich betrifft. Aber selbst, wenn jemand sowas sagt wie "ja, die Türken" oder "die Jugend von heute" - was mich beides nicht betrifft - habe ich einfach das Bedürfnis, mit etwas zu werfen. Und zwar fest.

Warum? Weil es unfair ist. Es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit. Das muss ich gar nicht weiter ausführen. Wenn es sich Leute einfach machen, indem sie alles und jeden über einen Kamm scheren, wie es gerade passt, dann werde ich halt stinkig. Egal, ob es mich nun betrifft oder nicht.

Was aber noch viel schlimmer ist, sind die Leute, die dann dafür sorgen, dass es diese Verallgemeinerungen und Klischees überhaupt erst gibt. Männer, die zu keiner Diskussion außerhalb der Gebiete Fußball, Autos und Brüsten fähig sind. Ausländer, die sich so zurückziehen, dass sie ewig fremd bleiben. Jugendliche, die Scheiben einschmeißen, Fußbälle aufschlitzen und Fahrradventile klauen.

Zum Beispiel gibt es da den jungen Mann, der da an meiner Universität studiert. Ein zuckersüßes Persönchen, der er freundlich wie kein zweiter, mit keinem bösen Wort oder Gedanken jemals liebäugelte und die Universität als höhere Bildungsinstitution nutzt. Und schwul. Aber sowas von. Er erfüllt einfach jedes Schwulen-Klischee, das man sich ausdenken kann. Und ich finde das furchtbar. Nicht, weil er deswegen ein schlechter Mensch wäre, ganz im Gegenteil, er ist wundervoll. Aber er ist anstrengend, ich komme nicht mit ihm klar. Das ist dann Inkompatibilität. Viel schlimmer ist aber, dass ich, wenn ich ihn so sehe, auch das Gefühl kriege, ich müsste dann so Dinge sagen wie "ach, die Schwulen wieder". Und das soll NICHT passieren.

Noch viel schlimmer ist der junge Mann, der mit mir in zweierlei Veranstaltungen sitzt. Nennen wir ihn mal Richard (so heißt er natürlich nicht). Der Richard trägt voller Stolz auf der Brust, dass er aus einem der neuen Bundesländer kommt. Kein Problem - war noch nie ein Anlass, jemanden nieder zu machen. Nicht für mich.

Aber WARUM muss er denn die gängigen Klischees erfüllen? Warum muss er so Dinge sagen wie "dröben wöh ölles bessa"? Warum muss er, wie oft parodiert wird, reden und aussehen wie der Darth Vader-Verschnitt aus "Traumschiff - Periode I"? Warum muss er dämliche Fragen stellen, die schon mehrfach erklärt wurden? Und warum fragt er, als Linguist, der die Antwort auf die Frage, was denn ein Phon, ein Phonem und ein Allophon sind und wie diese Dinge zu einander stehen bereits kennt, die Frage nochmal?

"We wördense d'n Phön döf'niern?"

Nachtrag: Ich kann nicht von mir behaupten, dass ich das sächsische Nachmachen oder gar niederschreiben kann. Das ist frei erfunden, von mir. Aber sprechen tut er wirklich so. Verphönt und zugenäht.

Montag, 5. Februar 2007

Vom Bademantel

Es begab sich zu einer Zeit, da ward ich beschenkt. Es sollte kalt draußen sein - war es aber nicht. Es hätte Schnee geben sollen - gab es aber nicht.

Wir sprechen von Weihnachten. Oder sagen wir so: ICH spreche von Weihnachten.

Seitdem ich kein kleines Kind mehr bin, hat sich der Wert von Weihnachten verändert. Ich liebe es nach wie vor, aber nicht mehr so wie früher. Anders halt.

Die Geschenke werden primär mal weniger in der Zahl. Die Geschenke haben einen anderen persönlichen Wert und sind weniger aus der Kategorie "Actionfiguren" oder dergleichen. Als ich also meiner Familie meine Geschenkideenliste reichte, hätte ich mit vielen Dingen gerechnet. DVDs vor allem, weil das so schön simpel ist.

Dann aber tat meine Familie etwas, mit dem ich nie gerechnet hätte. Ich bekam das perfekte Geschenk, besser wäre es wirklich nicht gegangen. Ein vollständig selbst gemachter Bademantel. Der perfekte, ultimative Bademantel. Warm und flauschig und kuschelig, in dunklem Blau mit meinem Namen eingestickt. Und das ist kein Witz - ich hätte mir nichts tolleres vorstellen können. Ich liebe meinen Bademantel!

Freitag, 2. Februar 2007

Von Schockmomenten (und Zahlen)

Mal vorneweg: Seit der Einführung des Zählers in mein Blog habe ich 1111 Klicks auf diese Seite bekommen. Danke an alle diejenigen, die so regelmäßig reinschauen :)

Nun aber zum Thema. Wer von euch mag Horrorfilme? Nicht so viele? Okay... Wer von euch mag Actionfilme? Auch nicht so viele... Wer von euch ist gern gespannt? Also, in voller Erwartung auf etwas bahnbrechendes warten, etwas, das alles ändert?

Hmm... Die meisten scheinen jedenfalls überraschungen nicht so sehr zu mögen. Ist mir aber egal, ich überrasche gern Leute. Da mir nur selten etwas einfällt, mit dem ich Leute überraschen kann - ich bin halt nicht so ein kreativer Mensch - überrasche ich sie am Liebsten mit meiner Anwesenheit in so richtig schön unpassenden Momenten. Es ist zum Beispiel noch gar nicht so lange her, da fuhr ich vom Studienort in die Heimat. Das ist, Haustür zu Haustür, durchaus eine Fahrt, die ein drittel des Tages in Anspruch nimmt oder nehmen kann - je nachdem, wie kooperativ die deutsche Bahn ist.

Jedenfalls hatte ich mich angekündigt, ich sei dann und dann in der Heimat am Bahnhof. Es würde mich niemand abholen kommen, denn die Familie war beschäftigt - Arbeit, Sport, kein Auto, so Zeug halt. Nicht tragisch - als jemand, der gern unterwegs ist, fahre ich auch gern mit den Öffentlichen Transportmitteln. So tat ich es dann auch. Ich fahre vom Hauptbahnhof meiner Heimatstadt mit der Linie, die mich Richtung Haus meiner Eltern bringt, fünf Haltestellen. Dort steige ich um und fahre nochmals fünf Haltestellen.

So auch dieses Mal. Ich verließ den Bahnhof und Stieg in meine Linie ein. Ich fuhr Richtung Elternhaus. An der vierten Haltestelle sah ich ein Haarbüschel, das mir bekannt vorkam - meine Schwester stieg ein. Sie war aber - wie so oft - in ein Buch vertieft, und sah mich nicht. Ich entschied mich also, zu tun, was ich am besten kann - furchtbar anstrengend sein.

Ich ging zu ihr hin (nicht leise, immerhin ist es in Öffentlichen Nahverkehrsmitteln meist eher laut, so dass sie mich nicht hören konnte) und lehnte mich von hinten über ihre Schulter. Sie bemerkte nichts, Buch und Lärm sei Dank, so dass sie wirklich keine Vorwarnung hatte, als mein Mund direkt neben ihrem Ohr war und ich ganz leise und so fürchterlich wie möglich flüsterte:

"Open your eyes...."

Es war ein Moment des stillen Terrors. Meine Schwester drehte sich um, ihr Buch an sich krallend, und starrte mich mit riesengroßen Augen an. Sie hätte mit Sicherheit schreien können, tat es aber nicht. Als sie mich dann erkannte, sagte sie mir sinngemäß: "Was zum Teufel machst DU denn hier?"

Danke, Schwesterchen... Ich freue mich auch, dich zu sehen. Aber gut, ich habe es ja so gewollt ;)

Die Moral von der Geschicht'?

SURPRISE! :D

Montag, 29. Januar 2007

Von Wetten

Anders als bei Solskin behauptet, ist mein vorhergehender Beitrag kein Gegenstand einer Wette. Ganz im Gegenteil, ich wollte das eh bloggen. Ich kündigte Solskin das auch an. Aber dann sagte Solskin, sie würde jetzt auch einen Eintrag schreiben. Ich schlug ihr vor, dass sie das selbe Thema behandeln solle, und dass der Autor (oder die Autorin - dazu bald mal etwas) des besseren Eintrags ein grünes Gummibärchen vom Verlierer bekomme. Sie stimmte zu. Nun muss die Jury entscheiden.

Nachtrag: Solskin hat mir soeben einen Sieg zugestanden. Warum auch immer...

Von Punkten

Wer von euch glaubt an Karma? Wer von euch glaubt an die Dichotomie von Gut und Böse? Wer von euch glaubt, dass die Summe der Dinge am Ende Null ergibt, weil die Dinge eh Hand in Hand mit einander einhergehen und von einander abhängen? Weil Schatten eh nur dort zu finden sind, wo Licht fehlt?

Ich sollte gar nicht groß philosophieren, aber ich bin erstens in der Stimmung dazu, zweitens in der Verfassung dazu und drittens fehlt es mir ein Bisschen. Von daher habe ich, vor allem heute, einige Male über etwas sehr schwieriges sinniert. Mich.

"Beschreib dich mal mit drei Worten" ist ja schon schwierig genug, aber das philosophische Konzept seiner selbst in seinem eigenen Kopf zu fassen ist unmöglich. Vor allem, da dieses philosophische Konzept ja das philosophieren über ein philosophisches Konzept beinhielte, in dem wiederum über das philosophische Konzept philosophiert würde... Ihr seht, ein Teufelskreis. Über sich selbst nachzudenken ist ultimativ gesehen zwecklos, da man eh niemals zu einem Ergebnis kommen wird. Aber manchmal erfährt man eben doch Dinge - das habe ich hier ja bereits zum Besten gegeben.

Was ist nun das Fazit? Ich bin nicht so toll, wie ich es gern wäre. Ich mache reichlich Fehler, sage viele dumme Dinge und denke viel zu häufig über die falschen Dinge nach und lasse die wichtigen Dinge außer Acht. Ich bewerte meine eigene Meinung über und habe ein zu stark ausgeprägtes Geltungsbedürfnis. Ich bin schlampig, ich bin faul und ich bin egozentrisch. Soweit zu den schlechten Dingen.

Bei den guten Dingen finden sich solche Dinge wieder wie die Tatsache, dass ich mich aufopfere. Dass ich meine Familie schätze. Dass ich realistisch bin. Dass ich um Gerechtigkeit bemüht bin. Dass ich gerne gute Laune verbreite. Dass ich Leute zum lachen bringe. Dass ich treu bin. Dass ich auch mal eine selbstlose Tat vollbringen kann.

Wie sieht es nun aus auf meinem Punktekonto? Man weiß es nicht. Vor allem weiß ich es nicht. Ist ja nicht so, als dass ich dazu in der Lage wäre, meine Person als Konzept einzufangen, um die Punkte zu zählen. Aber ich denke, ich halte die Waage in etwa gerade. Ob das jetzt eine gute oder eine schlechte Sache ist, weiß ich nicht. Ob ich überhaupt nennenswert bin, wenn ich die Waage halte, weiß ich auch nicht.

Tatsache ist, dass ich kein schlechter Mensch bin. Und das zählt. Wenn ich meine Punkte sammele, irgendwann, nach diesem und vor dem nächsten Leben, dann lande ich mit Sicherheit nicht bei einem Wert, für den ich mich schämen müsste.

Donnerstag, 25. Januar 2007

Von Märchen

Ich wollte eigentlich über etwas komplett anderes Bloggen, und der Titel stand, aber ich kann nicht anders. Wieder ein Mal muss die Liste der Blogthemen beiseite stehen, und wieder ein Mal blogge ich über etwas aktuelles.

Vor nicht allzulanger Zeit bloggte ich zwei Mal vom Finale (hier und hier), und ich kam irgendwie nicht darüber hinweg, an diese Beiträge zu denken, als ich den roten Faden für eben diesen Beitrag ersponn. Dieser Beitrag ergab sich, als ich gestern Deutschland - Ein Sommermärchen schaute.

Was ist überhaupt ein Märchen für mich? Eine grandiose Geschichte, bei der einfach alles passt - ein Märchen halt.

Dieser film... Alle wissen genau, was kommt. Der Film fängt sogar damit an, dass die zerschmetterten Gemüter in der Kabine der deutschen Fußball-Nationalmannschaft durch die betrübten Gesichter der Spieler verdeutlicht werden. Es ist ein furchtbarer Moment, und er wirkt sehr gut - dass auch ja keiner vergisst, dass nicht alles rosig und wunderbar ist.

Dann aber geschicht etwas faszinierendes. So, wie Regisseur Sönke Wortmann arbeitet, wie er die Szenen schneiden und musikalisch untermalen ließ, lebt das WM-Gefühl wieder auf. Ich war wieder aufgeregt und hatte das starke Bedürfnis, laut vor Freude zu schreien. Ich erinnerte mich daran, wie ich im Sommer vor einer Landwand stand und doch tatsächlich (aus reinem Jux, wohlgemerkt) "Aus dem Hintergrund müsste Lahm schießen!" schrie - ich wollte ja bloß Das Wunder von Bern ein Bisschen durch den Kakao ziehen. Dort nämlich steht es 2:2 im WM-Finale Deutschland gegen Ungarn im Berner Fußballstadion, und ein junger Mann namens Helmuth Rahn schießt aus dem Hintergrund und macht uns zum Weltmeister.

Eine Zehntelsekunde später schießt dann aber Lahm wirklich aus dem Hintergrund. Hier, heute, 2006, WM in Deutschland. Und er geht auch tatsächlich rein. "Tor, Tor, Tor, Tor!" hieß es damals in Bern, und "Tor, Tor, Tor, Tor!" schrie ich damals vor dieser Leinwand, laut lachend, weil ich so stolz auf meine (wenn auch zufällige) korrekte Prophezeihung und die deutsche Führung stolz war. Mir war ab dem Moment klar, dass wir eine grandiose WM vor uns hatten. So kam es dann auch.

Noch viel grandioser ist allerdings, dass Herr Wortmann das alles wiederbelebt hat. ALLES! Natürlich wollte ich beim Sommermärchen auch wieder schreien. Und es war jetzt nicht so, wie es bei einer Wiederholung der Spiele im Fernsehen oder auf einer DVD etwa gewesen wäre, nein nein. Wortmann hat einfach die gesamte Erinnerung neu anlaufen lassen. Und nicht nur für das erste Spiel, sondern für alle. So bin ich auch erneut vor Nervosität fast gestorben, als wir Argentinien im Elfmeterschießen besiegten. So bin ich erneut vor Wut fast rot angelaufen, als die Italiener uns bezwangen. Und nicht nur das, ich war sogar ein Bisschen überrascht - schon wieder.

Auch, wenn der Film "Ein Sommermärchen" im Titel hat, finde ich das Wort "Märchen" unangebracht, wenn nicht sogar falsch. Die Geschichte, die Wortmann erzählt hat, ist eben das: Geschichte. Kein Mythos, keine Überleiferung. Es ist nichtmal SEINE Geschichte der WM, sondern DIE Geschichte der WM; die, die jeder kennt; die, die keine Wissenslücke füllt, sondern das eigene Wissen und alle damit verbundenen Emotionen und Gedanken wieder in den Vordergrund stellt.

Im Grunde die Geschichte, die jeder schon kennt und die niemandem erzählt werden muss, die aber jedem erzählt werden kann und die auch jeder hören will. Die perfekte Geschichte. Und das ist sie vor allem, weil man sie sich gleichzeitig selbst erzählt, ganz automatisch. Nichts fehlt, nichts ist überflüssig oder erfunden. Vielleicht muss man es doch ein Märchen nennen. Welche Geschichte wurde denn perfekt erzählt, wenn nicht das Märchen?

PS: Dieser Beitrag wurde sehr schnell getippt, von daher können mich Rechtschreibfehler und Grammatik heute mal!

Dienstag, 23. Januar 2007

Von Stille

Es wurde ja auch mal wieder Zeit. Nachdem ich die letzten Beiträge mit aktuellen Dingen gefüllt habe, ist nun wieder meine ewig-wachsende Liste von Blogeintragsideen dran.

Niemand kann mir nachsagen, ich sei unkommunikativ. Niemand kann mir nachsagen, ich sei langweilig. Niemand kann mir nachsagen, ich sei verschlossen oder unzugänglich.

Das Gegenteil ist der Fall. Ich rede viel und gerne, ich bin viel in Gruppen unterwegs, ich teile mich mit und ich rede Klartext. Ich sage, was Sache ist - zumindest, was meiner Meinung nach Sache ist. Ich kann aber auch anders.

An Silvester habe ich den Wert von Stille kennen gelernt, und gemerkt, dass das Treibenlassen der Gedanken mehr für sich hat, als ich dachte. Wenn ich da so rumlag und nichts tat, außer meiner Nachbarin den Kopf zu kraulen, aber absolut nicht einschlafen konnte und/oder wollte, dann ließ ich meine Gedanken treiben. Es lösen sich so viele Problem vollkommen von selbst, ich hätte es nicht zu glauben gewagt.

Diese ewig bescheuerten Fragen von "woher komme ich", "wo gehe ich hin" oder "was ist eigentlich mein Sinn auf dieser Welt" behandeln sich am allerbesten von alleine. Ohne gezielt darüber nachzudenken. Das selbe gilt für fast alle Fragen, die sich mit mir oder mit euch befassen, solange sie sich nur mit mir oder nur mit euch befassen.

Man kann so viel bereinigen, wenn man das, was einem auf dem Herzen liegt, ausformuliert. Das gilt vor allem für zwischenmenschliche Beziehungen. Wenn man nicht genau weiß, was nun zwischen einem selbst und einer anderen Person oder einer Gruppe von Personen Sache ist, hilft es unglaublich viel, darüber zu sprechen, oder es niederzuschreiben - daher auch Tagebücher. Das liegt aber daran, dass man diese Dinge auch außerhalb von sich selbst erleben kann. Wer man selbst ist, was man selbst ist, das erlebt man in sich. Nirgendwo anders. Man kann sich nicht von außen beobachten, ohne sich zu verstellen (oder benimmt sich jemand von euch vor dem Spiegel so wie immer?)

Das "ich" definiert sich für uns bei uns im Kopf. Und reine Kopfsachen auszuformulieren funktioniert nicht. George Orwell schrieb mal, dass er der Meinung sei, dass es unmöglich ist, Sprache auf Gedanken anzuwenden, und auch, wenn ich diese Meinung so absolut nicht teile, hat er doch ein gutes Stück Recht. Gedanken sind nicht wirklich verfassbar. Sie sind erläuterbar, aber einen Gedanken konkret in seiner Vollständigkeit zu verfassen ist unmöglich. Darum sollte man die Gedanken gelegentlich mal treiben lassen. Irgendwann wenden sie sich von allein der Sprache ab und werden zu den abstraktesten Dingen, zu denen wir fähig sind (wenn man mal das Träumen ausklammert). Und es ist so simpel. Musik aus, Fernseher aus, alles aus. Licht darf an sein, man braucht es aber nicht. Wichtig ist, das man wach ist und auf keinen Fall einschläft, obwohl man sich mit nichts beschäftigt.

Ich habe das seitdem mehrfach probiert, und es funktioniert. Auch, wenn sich mir nicht alle Fragen beantworten und sich sogar noch mehr Fragen stellen, die ich aber nicht ausformulieren kann und/oder will, habe ich doch einiges an Erkenntnis gewonnen, mit der ich von mir behaupten kann, einiges an Reife gewonnen zu haben.

Ich glaube, das, was ich da beschrieben habe, ist unbewusstes meditieren. Und wenn das der Fall ist, dann will ich das unbedingt mal bewusst versuchen. Vielleicht reicht das dann ja, um in die höheren Sphären aufzusteigen, die ich schon so lange erreichen möchte.

Freitag, 19. Januar 2007

Von Idiotie

Oh, wie Gargamel die Schlümpfe immer hasste.

Jetzt bin ich mal dran. WARUM musste der Mittermeier denn recht haben, als er erzählte, dass jeden Morgen irgendwo ein Depp aufsteht, nur damit er unseren Weg kreuzt - um spätestens viertel nach vier am Nachmittag? Wenn sich der Depp wenigstens - wie von Mittermeier angekündigt - freundlich melden würde mit "Servus, ich bin der Depp, was kann ich für dich tun?" wäre ja noch alles okay. Man könnte solche Leute direkt ignorieren, umgehen, umschiffen, was auch immer.

Warum müssen so viele Deppen wirklich unterwegs sein? Warum müssen allein in einem Universitätskurs vier Leute sitzen, die beim bloßen öffnen ihres Mundwerks direkt das Blut zum kochen bringen? Warum müssen diese Deppen das Klischee der oberflächlichen, schleimüberzogenen, künstlichen Vollidioten wirklich fast vollständig bestätigen?

Warum muss ich mir von dritten erzählen lassen, dass man mit mir nicht mehr redet, weil das ja die Zeit nicht wert sei?

Warum muss ich mir in einer Präsentation dermaßen deformiertes Englisch anhören, dass "with Jesus on his faith" sich tatsächlich anhört wie "with cheeses on hith face"? Mit Käsen auf seinem Gesicht? WAS machen diese Leute bitteschön im fortgeschrittenen Studium der Englischen Sprache und Literatur? Warum möchte so jemand womöglich noch Lehrer werden? Warum darf ich dann nicht Biologie unterrichten und es bei "der Klapperstorch bringt die Kinder" belassen?

Warum müssen sich meine Mitmenschen immer um so schwachsinnige Dinge Sorgen (und ja, richtig SORGEN) machen wie Makeup, Autos, Handschriften, Radiosender, nicht vorhandene Fettringe, die Preise von Kaffee und - am allerschlimmsten - DAS WETTER??!??!!!??

Diese verf*&§%$@€{ß?$%&/$[]kte Oberflächlichkeit geht mir gewaltig auf den Piss. Ich bin nicht frei davon, mit Sicherheit nicht, aber immerhin dominiert sie mich nicht.

Genau wie die Genervtheit mich nicht dominiert. Ganz im Gegenteil, mir geht es ausgezeichnet. Aber so ein Rotzthema muss ich unbedingt loswerden, bevor es mir mal schlecht geht, denn sonst bewege ich mich mit in diesen Zyklus des Grauens, in dem ich mir von Oberflächlichkeiten wie der Gelmenge in meinen Haaren oder der Festigkeit meiner Schnürsenkelschleife meinen Tag versauen lassen muss.

Auf bessere Tage. Gerne auch ohne Käse in euren Gesichtern. Scheisse, alter. Scheisse.

Dienstag, 16. Januar 2007

Von Scherben

Heute begann so furchtbar. Ich habe ja ein Aufstehproblem. Wer mich kennt, weiß das. Wie oft habe ich bittesehr verschlafen, rechtzeitig in der Schule zu sein? Wie oft ist das bisher bei Universitätsveranstaltungen passiert? Oder wenn ich mich mit Freunden treffen wollte?

Naja, wie dem auch sei - ich habe ein Aufstehproblem. Fazit? Ich stehe zu früh auf - oder zu spät. Rechtzeitig gibt es nicht.

Sofern ich zu früh aufstehe, lande ich meist bei so 15 Minuten überschüssiger Zeit, bevor ich das Haus verlassen muss. Das ist normalerweise die Zeit, in der ich dann nach E-Mails schaue, Blogeinträge verfasse oder ähnliches. Heute also fuhr ich den Rechner hoch und ging duschen. Als ich wiederkam, fuhr er immernoch hoch. "Hä?" war meine Reaktion. Ich beobachtete, während ich meinen Fußboden voll Wasser tropfte. Speicher zählen - check. IDE-Geräte erkennen - check. Nach Bootmedien suchen - check. Windows-Ladesymbol - check. Piep. Speicher zählen - check. Einige von euch haben was gemerkt - das hätte NICHT passieren sollen. Ab dem Piep! Das ganze ging vor allem so schnell, dass ich den blauen Bildschirm zwar sehen konnte, aber nichts erkennen konnte.

Abgesicherter Modus? Geht nicht.

Letzte als bekannt funktionierende Einstellung verwenden? Geht nicht.

Windows-Reparatur-CD-dings? Geht nicht. Und ja, das alles habe ich innerhalb von nur fünf Minuten herausgefunden. Ich entschied mich, das Frühstück Frühstück sein zu lassen und hockte mich an die Kiste, die mir seit nun gut drei Jahren aufrichtig beisteht und nie Probleme verursacht hat. Ich verwende die Suchmaschine meines Vertrauens am Laptop und suche wie ein blöder. Ich kann die Fehlermeldung ausfindig machen und stehe vor einer von zwei Möglichkeiten.

A) Ich habe mir Hardware zerschossen. F*kk.
B) Ich habe mir wichtige Treiber zerstört. F*kk.

Lösungsvorschläge? Systemwiederherstellung im abgesicherten Modus. Witzig! Klappt nicht! Reparatur von der Windows-CD. Witzig! Klappt auch nicht.

Aber keine Zeit mehr - ab zur Uni. Natürlich konzentriert es sich bestens, wenn man keinen Dunst hat, ob nicht eventuell ein 250 Euro teures Elektroteil kaputt ist und ersetzt werden möchte. Als schwämme ich im Geld. Bah, Humbug!
Sieben Stunden später schlage ich zu Hause auf und fange an zu knobeln.

Nun habe ich mit Trick17 und Selbstüberlistung die Daten von Laufwerk C: retten können, die zu retten waren und des rettens würdig waren. Meine gesamten Favoriten und Emails sind nun mobil - alles auf dem USB-Stick. Für immer - dazu an anderer Stelle mehr.
Dieser Scheiss passiert mir nicht nochmal.

Die Ursache habe ich inzwischen gefunden. Ich habe Treiber zerstört. Warum? Weil große Firmen wie AVM und Symantec der Meinung sind, dass ihre Software sich in Betriebssysteme so verbeißen darf, dass eine Deinstallation das Betriebssystem zerstört. Und ich wollte bloß unnötige Software deinstallieren. Wundervoll, wundervoll.

Morgen wird Windows neu aufgesetzt. Vollständig. Die großen treten diesmal in den Hintergrund. Auch, wenn ich nach wie vor bei Windows bleiben werde - für Linux habe ich zur Zeit weder die Zeit, noch die Nerven, noch die Lust. Aber irgendwann bin auch ich soweit. Dann kann ich meinen Kram selber kaputt machen. Dann kann ich mich über mich selbst ärgern und etwas dazulernen, so, wie es sich gehört, und nicht über einen Programmierer, der sonstwo sitzt oder saß.

Knappe zwei Jahre ein stabiles Windows. Klingt komsich, is' aber so. Nun stehe ich vor den Scherben dieser ehemals treuen Konfiguration. Aber hey, die bringen doch Glück, oder?

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